Grundvoraussetzungen für die gesunde Entwicklung unserer Kinder

Frühstück, Bewegung und Schlaf – drei einfache Dinge, die für die gesunde Entwicklung von Schulkindern entscheidend sind. Und doch werden sie im Alltag oft vernachlässigt.
Als Trainer und Coach für Triathleten und andere Ausdauersportler weiß ich: Für ernsthaft trainierende Athletinnen und Athleten sind Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf keine Nebensächlichkeiten, sondern zentrale Bausteine für Leistungsfähigkeit, Regeneration und mentale Stärke. Es erstaunt mich deshalb umso mehr, wie wenig diese Prinzipien bei unseren Kindern praktiziert werden – obwohl sie gerade in der Wachstums- und Lernphase mindestens genauso wichtig sind.
Als Vater eines Zweitklässlers bin ich immer wieder überrascht, wenn ich höre, dass manche Kinder morgens ohne Frühstück in die Schule gehen. Dabei ist wissenschaftlich längst belegt, wie wichtig die erste Mahlzeit des Tages für Konzentration, Gedächtnisleistung und emotionale Stabilität ist. Laut einer Metaanalyse der Stiftung Gesundheitswissen, die über 50.000 Kinder untersuchte, hilft ein ausgewogenes Frühstück nicht nur, die Energiereserven nach der Nacht wieder aufzufüllen, sondern kann auch das Risiko für Bluthochdruck und Stoffwechselstörungen senken. Trotzdem verzichten gerade ältere Kinder und Jugendliche zunehmend auf das Frühstück – ein Trend, der sich besonders bei Mädchen aus sozial belasteten Familien zeigt.
Oft liegt das Problem aber nicht nur im Weglassen, sondern im Missverständnis darüber, was ein gesundes Frühstück überhaupt ist. Kürzlich habe ich ein Kind gefragt, was es zum Frühstück gegessen hat. Die Antwort war: „Müsli.“ Ich fragte weiter: „Was für Müsli?“ – „Nugatbits mit Cornflakes.“ Als ich nachhakte, ob es auch etwas Gesundes gegessen habe, kam die Antwort: „Müsli ist doch gesund.“ Diese Szene zeigt, wie wichtig Aufklärung ist – denn nicht jedes Produkt, das nach Müsli aussieht, liefert auch die Nährstoffe, die Kinder für einen guten Start in den Tag brauchen.
Sicher spielt auch Bequemlichkeit eine Rolle. Wenn Mama und Papa morgens nicht frühstücken, dann frühstückt das Kind wahrscheinlich auch nicht. Wenn Müdigkeit mit Energydrinks kompensiert wird, übernehmen Kinder dieses Verhalten. Und wenn Eltern ständig am Handy hängen, wird das für Kinder zur Normalität. Kinder lernen durch Nachahmung – und das betrifft nicht nur Sprache oder Verhalten, sondern auch Lebensstil.
Ebenso wichtig wie Ernährung ist Bewegung. Die WHO empfiehlt mindestens eine Stunde körperliche Aktivität pro Tag für Kinder und Jugendliche. Doch laut dem Journal of Health Monitoring erreichen nur etwa 10 % der Mädchen und 20 % der Jungen diese Empfehlung. Dabei haben jüngere Kinder Bewegung regelrecht im Blut – sie rennen, springen, klettern. Doch je älter sie werden, besonders rund um die Pubertät, nimmt die körperliche Aktivität ab. Das Interesse an der digitalen Welt wächst, was an sich nicht problematisch ist. Kritisch wird es jedoch, wenn die Bewegung nur noch auf die Spielfiguren am Bildschirm beschränkt bleibt, während die Kinder selbst stundenlang sitzen. Wenn lange Nächte mit Gaming oder Social Media zur Norm werden, der Schlaf verkürzt wird und die Müdigkeit am nächsten Tag mit Zucker und Koffein kompensiert wird, geht das Wichtigste verloren: ein gesunder Rhythmus.
Schlaf ist die dritte, oft unterschätzte Säule. Die National Sleep Foundation empfiehlt für Schulkinder mindestens 9 bis 11 Stunden Schlaf pro Nacht. Studien zeigen, dass Schlafmangel zu Konzentrationsproblemen, Gereiztheit und schlechteren schulischen Leistungen führt. Besonders jüngere Kinder brauchen ausreichend Schlaf, da Wachstumshormone vor allem nachts ausgeschüttet werden. Ein geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus ist entscheidend – nicht nur für die körperliche Entwicklung, sondern auch für emotionale Stabilität und Lernfähigkeit.
Zusammengefasst
Frühstück, Bewegung und Schlaf sind keine Nebensächlichkeiten, sondern Grundvoraussetzungen für die gesunde Entwicklung unserer Kinder. Als Eltern, Lehrkräfte und Gesellschaft sollten wir diese Themen nicht nur ernst nehmen, sondern aktiv fördern – mit strukturierten Tagesabläufen, gesunden Routinen und einem offenen Blick für die Bedürfnisse der Kinder in einer zunehmend digitalen Welt.