Über selbsternannte Experten und Besserwisser
In der Anfang von meine Karriere war ich überzeugt das Kohlenhydrate das Beste Kraftstoff für Triathlon Langdistanz ist, bis ich von meinen Stammbruder den Ungarn Peter Kropko in Flaggstaff in Arizona gesehen und gemerkt habe das auch 4-6 Rühreier und ein paar Scheiben Brot einen guten Basis für Ausdauertraining gibt.
Ich habe oft über Stefan Holzner in Neuseeland gelacht und seine mangelnde Härte gegen sich selbst in Training, bis ich gemerkt habe nach seine Ironmansiege das es nur eine absolute Stärke ist sich selbst so genau kennen zu können.
Anfang der 90er habe ich schon gedacht ich weiß alles was man wissen muss über Schwimmen, bis Kari Ormo (der Trainer hinter Jani Sievinen, der damals Weltrekord im Lagen geschwommen ist oder Antti Kasvio, Weltmeister 200 und 400 kraul) der Gegenteil beweisen hat. Schon damals war es für die Topschwimmer in Finnland Gang und Gebe Unterwasseranalysen zu machen, Lacktattests zu machen und mit sehr viel wissenschaftliche Faktoren zu arbeiten. Und dann dämmert es mir: ich kann ja gar nicht erklären wie der perfekte Schwimmzug aussieht. Wo ist der linke Hand wenn der Rechte ins Wasser taucht. Wann genau atme ich? Wie nütze ich die Füße um „Halt“ für den Zug zu bekommen. Woran muss ich denken? Wann genau soll ich einatmen? Wenn ich nicht weiß wie es sein soll ist es dann realistisch zu denken das ich es lernen kann? Aber das ist nicht alles! Dann erfahre ich auch noch dass es viele verschiedene Arten gibt wie du schwimmen kannst. Du kannst 2er Beinschlag machen oder 6er Rhythmus, du kannst ein zwischen Ding machen mit ein Crossoverkick. Du kannst unter der Körper ziehen oder seitlich, du kannst unterschiedlich dein Armzug einsetzen und unterschiedliche Rhythmen schwimmen. Du kannst sogar unrhythmisch schwimmen so zu sagen galoppieren in Wasser (ich weiß nicht ob man in Deutsch galoppieren als Ausdruck beim Schwimmen benützt).
Wohin möchte ich jetzt kommen? Ich sehe oft Trainerkollegen die denken die haben die Weisheit mit Löffel gegessen. Genau so und nicht anders muss es sein. Egal ob es um Trainingsphilosophie, Trainingsbereichbestimmung, Technikaspekte oder um Ausrüstung geht. Das interessante hier ist das die meisten Athleten auch so etwas wollen. Klare, definitive Aussagen was zu tun. Wenn etwas nicht geht wegen Wetter, Verletzung oder Zeitmangel wird gar nichts gemacht nur um nichts Falsches zu machen! Und hier, genau hier entsteht die große Kunst!
Erstens muss man verstehen das die Arbeit gemacht werden muss egal wie. Es gibt keine Abkürzungen oder leichte Wege zu schnelle Wettkampfzeiten. Dann musst du wissen was zu dir passt. Ein Muskelklotz mit 160 cm und 70 kg muss einfach anders schwimmen oder trainieren wie eine 180 cm große und 60 kg leichte Athlet. Wenn du dann weißt wie der Körper funktioniert muss es auch zum Kopf passen.
Oft in meine Karriere als Trainer habe ich mir gedacht, wenn ich eine bestimmte Wille, Disziplin und Ehrgeiz mit dem Talent von einem anderen Athleten kombinieren könnte wäre es der perfekte Athlet. Glaube also grundsätzlich kein Trainer was er dich erzählt! Stell alles in Frage! Frage warum ist es so? Was bringt es mir? Informiere dich! Suche nie den kürzesten Weg zum Erfolg, aber suche auch nicht den längsten Weg zum Erfolg. Such den optimalen Weg der für dich passt.
Ein Coach ist nicht nur da um dein Trainingsplan zu schreiben. Das ist nur eine mathematische Aufgabe der auf Trainingswissenschaftliche Prinzipen beruht.
Ein Coach ist da um mit dich ein Weg zu suchen der zu dein Ziel führt. Natürlich hat der Coach seine Lieblings Pfade die er gut kennt, aber er muss auch bereit sein neue Wege zu gehen.
Ein Coach ist da um dich in den Hintern zu treten wenn du zu bequem oder zu weich dich selbst gegenüber bist. Ein Coach ist da um dich zu bremsen wenn Gefahr droht dass du dich selber zerstörst.
Ein Coach ist da um dich an den Pfad zurück zu schubsen falls du ihn verlassen hast.
Und zum Schluss noch das was ich so oft schon wiederholen habe:
Ein Trainer der glaubt alles zu wissen hat nichts verstanden!